Hunde sind einfach und daher verlässlich. Der Katzenliebhaber betont daher immer die treudoofe Abhängigkeit der Hunde und preist die Vorzüge seines doch so listigen und unabhängigen Stubentigers. Tatsächlich die wenigen Erwartungen der Hunde an uns erleichtert unseren Umgang mit ihnen. Ich würde es aber anders als die Katzenliebhaber fassen: Katzen sind selten dankbar; Hunde hingegen verehren ihr Herrchen oder Frauchen wie ein überirdisches Wesen, das allein durch Anwesenheit den Segen auf die Erde zurückgebracht hat. Deswegen sind Hunde nicht doof, sondern sie haben eine Fähigkeit, die den gesamten Verstand überragt: Treue.
Hunde lieben aufrichtig und das ohne Wenn und Aber. Das ist keine treudoofe Hundeseele, sondern das ist Durchhaltevermögen. Während der Lebensgefährte leicht in seine eigenen Räume zu vertreiben ist oder gar ganz aus unserem Leben, weil wir mit unbedachten Worten Verletzungen aussprechen, so sind Hunde als Gefährten von einer Überzeugung beseelt, die so mancher Hundebesitzer einfach nicht verdient hat. Selbst ein geprügelter Hund verehrt und beschützt sein Herrchen. Allein schon die Anwesenheit eines Herrchens macht Hunde zufrieden. Egal wie wir sie behandeln, sie glauben an das Gute in uns und das zeigen sie uns auch ganz ungeniert.
Hunde und die ewige Liebe
Was die Weisheit der Hunde betrifft, können wir also vieles von ihnen lernen. Und das mehr als von einer Katze, die zwar auch geliebt, aber immer doch auch ihre eigene Lebensweise der Liebe vorzieht. Wenn eine Katze sich an uns schmiegt, dann weil sie dabei gestreichelt wird. Wenn ein Hund unsere Nähe sucht, dann weil er uns aufrichtig liebt.
Und ist diese Unerschütterbarkeit nicht schon eine Sinnlichkeit der Moral? Sind Hunde damit nicht eigentlich die göttlichen Wesen oder zumindest die göttlichen Freunde, die uns (mit ewiger Liebe und Freundschaft beseelt) zur Seite gestellt wurden und uns zeigen, was Moral eigentlich bedeutet?
Hunde sind also sinnlich liebende, denen kein Verstandesschluss die Liebe zu ihrem Herrchen zunichte machen wird. Aber ist diese Sinnlichkeit Moral? Klar ist selbst schon nach Kant, dass das moralische Gefühl nicht mehr dem Verstand zuzuorndnen ist, sondern in gewisser Hinsicht in der Welt der Sinnlichkeit verankert sein muss. Das heißt, wenn wir Gesetze einhalten, weil wir sonst erwischt werden, dann sind wir keineswegs moralisch, sondern nur schlau. Wenn wir aber Gesetze einhalten, weil wir aus einem Gefühl das Gesetz als solches achten, dann sind wir moralisch. Sollten dann Hunde nicht auch dieses Gefühl vor dem allgemeinen Gesetz der Moral empfinden können, denn sie sind doch so sinnlich in ihrer Liebe. Den Beweis mag der ein oder andere wohl hier entdecken:
Das Herrchen steht hier als Verinnerlichung der höchsten Autorität über dem Schuldigen (Hund!). Der Hund ist doch durchdrungen von dem Gewissen gegenüber der größten Freundschaft seines Lebens. Er hat enttäuscht und ist sich über die Falschheit seines Vergehens gegenüber seinem Herrchen bewusst. Aber ist das schon Moral?
Das Herrchen ist hier doch das Gewissen des Hundes und da heißt es immer: "Wenn das Gewissen ein Rotlicht ist, dann bemühen sich die meisten, noch schnell bei Gelb über die Kreuzung zu kommen." So moralisch sind Hunde daher wohl nicht, da sie nicht aus ihrem eigenen Gewissen heraus agieren, sondern das Gewissen nur aus der Treue zu euch entsteht. Dennoch können wir von euren Hunden aber lernen, was zu jeder Moral dazu gehört: Treue.
Ein so genannter Rational-Choice-Theoritiker würde sich an dieser Stelle übrigens fragen: "Wie stark internalisiert der Hund die Herrchen-Moral, so dass er selbst bei unwahrscheinlicher Bestrafung dennoch moralisch handelt?" Nun das könnt ihr ja testen, indem ihr eine Packung Kekse auf den Boden legt, dem Hund sagt, er solle diese nicht essen und dann den Raum verlasst. Damit testet ihr aber nur die so genannte Internalisierung von Regeln. Moralisch wäre euer Hund, wenn er sich selbst Regeln auferlegen könnte, zum Beispiel aus freien Stücken fasten würde oder eben nicht um eurer Liebe willen richtig handeln wollte, sondern aus freien Stücken (um nach Kant zu sprechen: nur aus Achtung vor dem allgemeinen Gesetz).
Die Angst vor dem übermächtigen Rudelführer aber, der ihr seid, regiert den Hund und bevor es eng wird, macht er sich daher aus dem Staub:
Da fragt sich nun: Was ist wohl des Pudels Kern? Ist in eurem Hund mehr als diese Liebe und Anerkennung für euch? Ist dort vielleicht doch ein moralisches Gefühl? Es ist also die Frage: Sind Hunde moralisch oder nicht?
Dieser Artikel wurde im Auftrag von mir von Norman Schultz erstellt. Wenn ihr mehr über ihn wissen wollt, dann könnt ihr seine Seite Limits-of-human-Nature nachschlagen.
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